Saluto a Bianca

von Paola Solcà an der Begräbnifeier für Bianca

Bianca Elisabeth Buser (-Eide), 

geboren am 22.07.1950,  

verstorben am 24.06.2011 im Alter von 61 Jahren



Aus dem Wunsch heraus, gemeinsam von Bianca Abschied zu nehmen, möchten sich Angehörige und Freunde einige Momente aus Biancas Leben in Erinnerung rufen und noch einmal ihrer Zuneigung und Liebe zu ihr Ausdruck geben.


Bianca verbrachte ihre Kindheit zusammen mit der Mutter Adelheid (Heidi), dem Vater Dante und dem jüngeren Bruder Mario in Quartino. Gern erinnerte sie sich an die Wiesen, Flüsse und Wälder der noch kaum industrialisierten Region. Von Kindheit an liess sie sich an den im Freien verbrachten Tagen von Blumen, Pflanzen und Tieren faszinieren.


Ihre Jugendzeit verbrachte sie in Basel, "ihrer Stadt", wo sie Freundschaften schloss, die sie ihr Leben lang pflegte. Jedes Mal, wenn sie Basel erwähnte, leuchteten ihre Augen: Die schönen Momente, die sie hier erlebt hatte, kamen ihr dann wieder in den Sinn. In Basel schloss sie eine Wirtschaftsausbildung ab und nahm ihre berufliche Tätigkeit auf.

Und Basel war auch der Ort, wo sie Matteo begegnete, den sie 1979 heiratete. Zusammen zogen sie ins Tessin.


In ihrer beruflichen Tätigkeit zeichnete sich Bianca durch ihre Managerqualitäten aus. Sie erhielt – als einzige Frau zur damaligen Zeit - das Betriebsleiter-Diplom der Handelskammer. Sie arbeitete für eine renommierte Rechtsanwaltskanzlei und war danach als Managerin einer Treuhand-Verwaltung tätig. Ihr Interesse für den sozialen Bereich und ihre Sensibilität anderen gegenüber brachten sie dazu, die Leitung einer Stiftung für Behinderte zu übernehmen. 


Parallel zu ihrer beruflichen Tätigkeit befasste sie sich mehr als 30 Jahre lang intensiv mit Heilarbeit, von der therapeutischen Körperarbeit bis zur Phytotherapie. Sie lernte und praktizierte gleichzeitig und erwarb mit Geduld und Engagement reiche Erfahrung. Die Begegnung mit ihrem Kollegen und Freund Peter bot beiden die Möglichkeit, ihre jeweiligen Kenntnisse zu verbinden. Zusammen begannen sie, die theoretischen und praktischen Voraussetzungen für ihre Arbeit im Tessin zu schaffen. Im Laufe der Jahre bildeten sie mehr als 200 Schüler im Bereich der Naturheilkunde aus.


Vor 15 Jahren entschloss sich Bianca, ihren bisherigen beruflichen Weg als Managerin zu verlassen und sich nur noch ihrer eigentlichen Leidenschaft zu widmen - mit einfachen Mitteln zu heilen und die Heilkunst weiterzugeben. Im Frühling 1996 begann sie diese neue Phase mit der Eröffnung ihrer Naturheilpraxis in Lugaggia.


Bianca wies häufig darauf hin, dass "das Arbeiten mit dem Körper gut ist, aber Heilen nicht nur das ist". Für sie waren drei Instrumente erforderlich: Berührung, Gespräch und Heilmittel. Für Bianca war Zuhören grundlegend, darin war sie selbst eine Meisterin. Sie besass die seltene Fähigkeit, mit ihrem Gegenüber in Kontakt treten zu können und sich auf seine Art, sich mitzuteilen, seine Emotionen und Gedanken auszudrücken, einzustellen. Sie verstand es, aus den Nuancen einer Erzählung, aus einigen Sätzen die Probleme, die der Person vor ihr Sorgen machten, zu erfassen und ihr mit wenigen Worten und einfachen Gesten zu helfen.


Mit grossem Geschick, Geduld und Verantwortungsgefühl brachte sie ihre Projekte voran. Sie widmete sich mit grosser Leidenschaft der Phytotherapie, der Heilpflanzenkunde und in den letzten Jahren auch der Galenik, der Zubereitung von Heilmitteln aus Pflanzen.

Ein wichtiges Anliegen war ihr die Weitergabe von Kenntnissen und Erfahrungen der mitteleuropäischen Naturheilkunde, jenen Heilmitteln für "alltägliche" Krankheiten, dem Wissen, das von den Grossmüttern weitergegeben wurde und das Gefahr läuft, im Laufe der Zeit verloren zu gehen. Mit grossem Enthusiasmus verwandelte sie ihre Küche und ihre Garage in ein Labor. Viele steckte sie mit ihrer Leidenschaft an und bildete sie in dieser Kunst aus. Bianca hob gern den Zusammenhang zwischen der Zubereitung von Heilmitteln und der Kochkunst heraus. Ihre interessierten Schülerinnen lernten äusserst schnell die Zubereitung der galenischen Rezepturen. Sie war stolz auf ihre Gruppe und sprach häufig über die sensiblen, gewissenhaften Frauen, die unzählige Heilmittel perfekt zubereiten konnten.


Bianca war immer sehr aufrichtig und offenherzig, einfach und spontan in ihren Beziehungen zu den anderen. Sie konnte mit wenigen konkreten Vorschlägen einen Weg aufzeigen, die Dinge auf den Punkt bringen und so den vielen Menschen helfen, die zu ihr in die Praxis nach Lugaggia kamen. Sie besass eine sehr seltene Gabe: Sie verstand es - in allem, was sie tat - Rationalität und Intuition zu verbinden.


Wenn man sie traf, erzählte sie mit großem Elan von ihren neuen Projekten und neuen Ideen und sie verfolgte die Ziele, die sie sich gesetzt hatte, mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit und Beständigkeit.


Bianca liebte das Leben. Es war für sie wie ein Roman, in dem alles denkbar ist und sich im nächsten Moment ereignen kann. Obgleich sie viele verantwortungsvolle Aufgaben übernahm, gelang es ihr immer, diese Aufgaben mit grosser Entschlossenheit, Hingabe und gleichzeitig der für sie typischen Leichtigkeit und Ironie zu erfüllen. 


Es gibt keine weiteren Worte, die sie beschreiben könnten ... um es mit den Worten ihrer lieben Freundin Elena zu sagen: "Bianca ist einfach Bianca".


Ihr plötzlicher Hinschied hinterlässt eine grosse Lücke. Ihre wertvollen Ratschläge, ihre lachenden Augen, ihre Energie und ihr grosses Herz, das immer bereit war, uns aufzunehmen, zuzuhören, zu heilen, werden uns sehr fehlen. Wir werden all diese Erinnerungen an sie tief in uns bewahren. 


Liebe Bianca, wir danken Dir für das, was Du uns geschenkt hast.


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